„Spaß mit Nachhaltigkeit“
Vater-Kind-Zelten im Familienzentrum
Johanniter Kinderhaus
Eingangs wollen wir die Unterstützung
der gesamten Elternschaft im Vorfeld
dieser Aktion nicht unerwähnt lassen
und ihnen danken. Um diese Aktion zu
finanzieren, wurden in der
Vorweihnachtszeit fleißig Waffeln und
Kekse gebacken und, unter anderem, im
Rahmen eines Weihnachtsbasars
verkauft. So war die Voraussetzung
geschaffen, dass jedes Kind mit seinem
Vater, unabhängig vom finanziellen
„Background“ teilnehmen konnte.
Bei einem Vortreffen der Väter wurde in
humorvoller und ungezwungener Runde
schnell klar, in welche Richtung sich das
„Vater-Kind-Zelten“ bewegt. Spaß und
Nachhaltigkeit waren die zentralen
Begriffe, die diesen kurzweiligen Abend bestimmten. Allen Beteiligten war wichtig, dass
unsere Kinder Nachhaltigkeit selbst erleben und erfahren. Die ökologische Bedeutung
von Nachhaltigkeit liegt auf der Hand. Der bewusste Umgang in und mit unserer Umwelt
sollte den Kindern Spaß machen und ihnen zeigen, dass man Nachhaltigkeit nicht mit
erhobenem Zeigefinger lernt und keineswegs als Verzicht wahrgenommen werden
muss.
Auch der Spaß sollte nachhaltig sein; unsere Kinder sollten entdecken, mit welchen
einfachen Mitteln sich in ihrer Nachbarschaft – der Großteil der Kinder wohn in
unmittelbarer Nähe zu unserem Familienzentrum – Freizeit gestalten lässt, welche
wunderbaren Möglichkeiten zum Entdecken und Lernen die angrenzenden
Bauernschaften tagtäglich bieten. Dies alles gepaart mit dem Erleben des eigenen Vaters
in einer modernen, zeitgemäßen Vaterrolle war unser Anspruch an das „Vater-Kind-
Zelten“.
In der Praxis gestaltete sich dieses tolle Erlebnis dann folgendermaßen: Wie angekündigt
und erhofft, ließ der Starkregen pünktlich zum Nachmittag nach und machte der Sonne
Platz. Die Gummistiefel konnten also wieder ausgepackt werden. Ein Glück!
Ab 16 Uhr stieg nach und nach die Zahl der Bollerwagen, die zum Teil abenteuerlich der
Schwerkraft trotzend mit Zelten, Schlafsäcken, Luftmatratzen, Isomatten,
Übernachtungstaschen, Stöckern und vielem mehr beladen waren. Die Aufregung und
Vorfreude bei Allen war spürbar und zeigte sich mit Eifer im Aufschlagen des Lagers auf
dem weitläufigen Außengelände des Familienzentrums.
Praktische Tipps der Väter bei der Wahl des geeigneten Lagerplatzes („nicht in einer
Senke zelten“, „nahe zur Toilette“, „nicht zu nahe zur Feuerstelle“) zeigten den Kindern
sofort zu Beginn, was es alles zu bedenken gibt, um sich gut zu betten … Der
unbeeinflussbare Faktor „schnarchender Zeltnachbar“ war zu diesem Zeitpunkt noch
nicht absehbar und wird es wohl auch nie sein.
Das Zelte-Aufbauen,
Heringe-Einschlagen, Zeltleinen-Spannen,
Luftmatratzen-Aufpumpen, Schlafsäcke-
Ausbreiten, Kuscheltiere- und
Taschenlampen-
Bereitlegen
wurde
gemeinschaftlich von
großen
und kleinen Händen bewerkstelligt.
Nach dem Aufbau der Feuerstelle und einer eiskalten Erfrischung für Groß und Klein
nutzte der ein oder andere Vater die Gelegenheit, sich das Außengelände von seinem
Kind zeigen zu lassen un in seien Erfahrungswelt einzutauchen. Su wurden
Lieblingsspielplätze, Geheimverstecke und die besten Kletterbäume vorgestellt und
natürlich auch stolz vorgeführt.
Der den Vätern meist doch eher etwas entfernte Kita-Alltag der Kinder rückte näher und
so manche Geschichte vom Tag in der Kita bekam nun ein konkretes Gesicht. Dass so
viel Aktivität hungrig macht, ist klar und so gab es erst einmal leckeres Abendbrot vom
Grill.
Um dem Gedanken der ökologischen Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen, wurde hierbei
bewusst gänzlich auf Einweggeschirr/-besteck und andere Plastikprodukte verzichtet.
Beim gemeinsamen Essen kehrte erstmals etwas Ruhe ein. Diese währte aber nur kurz,
denn die Ankündigung des bevorstehenden Lagerfeuers mit Stockbrot und
Marshmellows zeigte Wirkung und alle Kinder waren sofort „Feuer und Flamme“. Bevor
die Feuerholzsuche auf dem weitläufigen Außengelände ausgerufen wurde, gab es eine
kurze Einweisung, wie das Feuerholz auszusehen hat und was es zu beachten gibt. Wie
sich zeigen sollte, wurden die Worte: „nur Holz, das auf dem Boden liegt“ nicht von allen
verinnerlicht. Und so wurde der Bambus leider Opfer der kindlichen Motivation bei der
Suche nach Brennbarem.
Die gesammelten Stücker und Äste und das mitgebrachte Kaminholz bildeten eine gute
Grundlage für ein schönes Lagerfeuer. Während alle am perfekten Stockbrot oder süßen
Nachtisch in Form von Marshmellowspießen arbeiteten, ergab sich nebenher viel
Wissenswertes zu Feuer im Allgemeinen und speziell zum Thema Lagerfeuer:
•
Wie schichtet man das Holz auf?
•
Warum braucht Feuer Sauerstoff?
•
Wie verhalte ich mich am Feuer?
•
Wieso qualmt frisches Holz?
•
Warum brennt der Bambus nicht?
Das waren nur einige der Fragen.
Die langsam einsetzende Dunkelheit und das gemütliche Knistern und Lodern der
Flammen ließen Väter und Kinder näher zusammenrücken. Aber an Schlaf war –
natürlich – noch nicht zu denken, denn das Gerücht von einer Nachtwanderung machte
die Runde. Und da auf Buschtrommeln bekanntermaßen Verlass ist, wurde aus dem
Gerücht, das Finale eines schönen Tages an der frischen Luft.
Ausgerüstet mit einer guten Portion angenehmer
Anspannung und Entdeckergeist sollte
es losgehen.
Und da
Entdecker
natürlich das richtige Equipment
benötigen, bekam jedes
Kind als Überraschungsgeschenk eine Stirnlampe. Diese, kombiniert mit der väterlichen
Hand, ließ jegliche aufkommenden Bedenken bezüglich der Dunkelheit im Nu verfliegen.
Der Weg führte durch die – den meisten Kindern bekannte – angrenzende Bauernschaft.
Diese zeigte in der Nacht jedoch ein anderes, unbekanntes Gesicht. So mancher sonst
so vertraute Baum warf unbekannte und zum Teil unheimliche Schatten, das Zirpen der
Grillen und das einsame Rauschen der Weizenfelder bestimmten die nächtliche
Szenerie. Der Tag an der frischen Luft und der stete Wechsel von An- und Entspannung
ließ den ein oder anderen kleinen Entdecker mit müden Augen und nur noch auf Papas
Arm das Zeltlager erreichen. Die Freude über den eigenen Schlafsack und das
Lieblingskuscheltier war dementsprechend groß und zeigte sich in zufrieden
einschlafenden Kindergesichtern.
Die Väter nutzten die Gelegenheit, um sich, entspannt am Feuer sitzend, auszutauschen,
den Tag und die bisherige Kindergartenzeit Revue passieren zu lassen, neue Projekte zu
planen oder einfach nur ungezwungen zu reden und zu schweigen.
„Wer wach ist, soll aufstehen und Frühstück machen!“, lautete der Weckruf.
Nach und nach streckten sich immer mehr mehr oder weniger müde Gesichter aus den
Zelten. Frischer Kaffee, Kakao und ein gemeinsames Frühstückbuffet lockten auch die
letzten Langschläfer aus ihren Schlafsäcken. Die morgendlichen Sonnenstrahlen taten
ihr übriiges, um das Frühstück unter freiem Himmel zu einem guten Start in den Tag und
zu einem passenden Abschluss für eine schöne, unbeschwerte Vater-Kind-Zeit zu
machen.
Wir sind uns sicher, dass diese gemeinsame Zeit, wie beabsichtigt, nachhaltig war. Die
ökologische Nachhaltigkeit war messbar, denn wir haben im Rahmen der Aktion lediglich
Müll in der Größenordnung eines Büropapierkorbs produziert und dies ohne
Einschränkungen oder gefühlten Verzicht auf irgendwelche Annehmlichkeiten. Die
Nachhaltigkeit auf sozialer und emotionaler Ebene ist natürlich nicht messbar, aber ganz
eindeutig spürbar. So wurden unter uns Vätern als auch unter unseren Kindern so
manche gemeinsamen Interessen und Vorlieben entdeckt, bereits bestehende
Freundschaften gefestigt und Pläne für die zukünftige Kindergartenzeit gemacht.
Und das Allerwichtigste: Wir haben unser erklärtes Ziel erreicht, wir hatten gemeinsam
Spaß, der immer noch nach-hallt.