“Was trägt”
(aus: Vater sein! Broschüre der Männerarbeit der EKD)
Wer Kinder hat, dem drängen sich tiefe Fragen auf: Was zählt im Leben? Was
überdauert? Was leitet mich? Viele Väter werden vielleicht sagen: „Der Sinn meines
Lebens besteht darin, Kinder zu haben.“ Doch ein solcher Satz birgt die Gefahr, das
Vatersein zu überfrachten und die Kinder zu überfordern.
Welchen Sinn also kann ich im Leben finden – für mich, für mein Kind, meine Kinder?
Was gibt mir die Kraft, meinen Kindern genau den Halt zu geben, den sie brauchen? Wie
halte ich die Spannungen in meinem Leben aus – als Vater, als Partner der Frau, als
Mann? Wer hält eigentlich mich aus in all meinen Widersprüchen? Was hält mich?
Männer möchten gerne alles selber schaffen. Ungern stützen sie sich auf andere oder
zeigen sich unsicher. Um religiöse Fragen – und um solche geht es hier – machen sie
deshalb oft lieber einen großen Bogen. Sie sehen sich nicht gerade als Experten in
Sachen Religion.
Doch dafür gibt es keinen Grund. Denn tatsächlich lebt ein Vater tagtäglich seinem Kind
vor, ob und wie er sich verwurzelt fühlt, was ihm selber Kraft gibt und worauf man
vertrauen kann. Ohnehin stellen Kinder immer wieder religiöse Fragen: „Weshalb wird
Weihnachten gefeiert? Woher kommt die Welt? Wo ist einer, wenn er gestorben ist? Soll
ich mich konfirmieren lassen?“
Will ein Vater mögliche Antworten auf diese Fragen wirklich anderen überlassen? Der
Mutter, den Großeltern, dem Kindergarten, der Schule, der Kirchengemeinde? Zur Kirche
hält er vielleicht Distanz – aus guten Gründen oder aus einem Gefühl des Unbehagens
heraus. Vorgefertigte Meinungen sind ihm womöglich suspekt, erst recht solche, denen
man unbesehen „glauben“ soll.
Eine eigene Meinung auch in Sachen Religion und Christentum sollte sich ein Mann auf
jeden Fall leisten. Und sie ins Gespräch bringen – mit den Kindern, mit anderen Eltern,
vor allem mit anderen Männern und Vätern. Es geht um sehr persönliche und ernste
Fragen. Deshalb ist jeder mit seiner Position gefragt.
Die Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland kennt die Bedenken vieler
Männer religiösen Themen gegenüber. Sie weiß aber ebenso um die Sehnsucht vieler
Männer nach einem erfüllten Leben, nach Selbst-Besinnung und Selbst-Bestimmung,
nach Orten und Begegnungen, bei denen etwas davon spürbar wird, was Menschen in
der Tiefe trägt.
Es geht um die Sehnsucht, Stärke zu fühlen, aber auch Schwäche zeigen zu dürfen und
sich darin vorbehaltlos geliebt zu wissen – wie ein Kind von seinem Vater.
Die evangelische Männerarbeit lädt zu vielfältigen Aktivitäten ein, seien es Vater- Kind-
Wochenenden, Besinnungstage oder „Pilgerwege“. Hier sind Gespräche mit anderen
Männern möglich über all das, was einen Mann und Vater im Herzen bewegt.