“Papa, ich versteh das nicht…”
Ein Gottesdienst mit Vätern und Kindern, die die Welt und Gott begreifen wollen Hinführung „Kinder, die nicht mehr fragen, hören auf, Kinder zu sein.“ Da war sich Erich Kästner ganz sicher. Kinder, die neugierig Fragen stellen, die in ihrem Begreifen und Verstehen weiter kommen möchten, sind ein wundervolles Gegenüber. Sie bringen gerade Väter dazu, weiter über die kleinen und großen Fragen des Lebens nachzudenken und gemeinsam nach Antworten zu suchen. Kinder, die sich mit ihren Fragen an ihren Vater wenden, sind ein Geschenk. Natürlich können Kinder mit ihren Fragen nerven. Aber nur so werden die Lebenserfahrungen der Erwachsenen herausgelockt und ein spannender Weg zu bekannten und neuen Antwortversuchen wird begangen. Kinder wünschen sich Väter, die Lust haben, sich ehrlich auf ihre Fragen und Gespräche einzulassen. zum Fragen und Weiterfragen ermutigen. ihre Freude an den Fragen nicht bremsen und korrigieren. ihre Gedanken wertschätzen und ihnen mit Respekt begegnen. gemeinsam mit ihnen auf eine vertiefende Antwortsuche gehen. die alte Rollenverteilung (unwissende Kinder – kluge Väter) überwinden. ihren Glauben ernst nehmen und gemeinsam mit ihnen über Lebenserfahrungen als Glaubenserfahrungen nachdenken. Gerade angesichts der angespannten Flüchtlingssituation in den Krisengebieten und in Europa, stellen sich Kindern viele Fragen: Wieso gibt es Krieg und Leid? Warum handeln Menschen böse? Wieso flüchten so viele Menschen und suchen Zuflucht in unserem Land? Wieso freuen sich die einen über die ankommenden Menschen und andere entwickeln Angst-, Neid- und Hassgefühle? Was meint Gott eigentlich dazu? Einfach lassen sich diese ernsten Fragen nicht beantworten. Viel zu verstrickt sind wir alle in den globalen Problemen der einen Erde. Kinder entwickeln eigenständig ihr Bild von der Welt und ihren Platz darin. Dieses Bild wird durch aktuelle Ereignisse immer wieder verändert, manchmal zerbricht auch ein zu simples Weltbild. Kinder sehnen sich nach Vätern, die ihre konstruierten Weltbilder wertschätzen und nicht gleich ihre Sicht der Dinge entgegenstellen. In gelingenden Gesprächen lernen auch Väter von den Erkenntnissen und Fragen ihrer Kinder. Denn viele Fragen sind nicht einfach mit richtig oder falsch zu beantworten, wie bei „Wer wird Millionär“. Viele Fragen sind unentscheidbare Fragen, auf die es unterschiedliche Antwortmöglichkeiten gibt. Diese Fragen sind nur jeweils subjektiv zu beantworten. Und dies sind oft die großen existentiellen Fragen, die Kinder angesichts ihrer Lebenserfahrungen haben. Und so möchte dieser Gottesdienst Kinder zum Fragen ermutigen und Väter zu einem überraschenden Rollenwechsel einladen: vom perfekten Antwortgeber zum kompetenten Mitfragenden. Schöne Lieder, leichte Gebete, kräftige Bibelworte und viel Segen Gottes unterstützen uns dabei. Der Gottesdienst Vorbereitung In den Tagen vor dem Gottesdienst werden Fragen von Kindern, aber auch von Vätern, mit einem Handy aufgenommen und zu einer Fragecollage am Computer zusammengestellt. Nach den Glocken erklingt diese Fragecollage bis zu zwei Minuten aus dem „Off“. Sie endet mit einer Kinderstimme „live“: Papa, ich versteh das nicht…. Alle Lieder aus den Liederheften Kirche mit Kindern (LH) www.michaeliskloster.de Zusammenkommen und mit Gott reden Glocken Portal: Fragecollage (s.o.) Musik Votum L Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. G Amen. Begrüßung L Fragen über Fragen. Die Welt wird immer komplizierter. Ihr Kinder spürt Ungerechtigkeit, Gewalt und Bedrohung sehr deutlich. Ihr habt viele Fragen und sucht nach Antworten. Das ist sehr gut. Denn eure Fragen fordern uns Väter (und Mütter) heraus. Ihr fragt nach unsere Lebenserfahrungen und unseren Glaubenserfahrungen. Gemeinsam suchen wir nach Erfahrungen von Menschen in der Bibel. Im Licht Gottes machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Anzünden der Osterkerze Lied: Die Kerze brennt, ein kleines Licht (LH 1) Psalmgebet 140 (i.A.) L Warum handeln Menschen böse? Warum tun Menschen anderen Menschen Gewalt an? Das macht wütend. In Psalm 140 kommt diese Wut zur Sprache. Die Bösen sollen zur Rechenschaft gezogen werden. Aber das soll Gott allein machen. Nichts muss bleiben, wie es ist. Ich spreche eine Zeile vor, ihr wiederholt diese Worte gemeinsam. L Errette mich, Gott, vor bösen Menschen. Behüte mich vor gewalttätigen Menschen. Sie planen Böses in ihrem Herzen und zetteln Krieg an. Bewahre mich, Gott, vor den Händen böser Menschen. Sie wollen mich zu Fall bringen. Sie stellen mir Fallen auf und wollen mich fangen. Aber du bist mein Gott! Höre auf meine Stimme! Bewahre und beschirme mich. Lass den Plan der Bösen nicht gelingen. Stürze sie selbst in Wasserfluten. Verjage die Bösen. Die Gewalttäter sollen nicht wieder aufstehen. Du hilfst den Armen zu ihrem Recht. Du richtest die Gebeugten auf. Halleluja! Lied: Halleluja, mit Händen und Füßen (LH 215 – mit Bewegungen) Bibel erzählen Klangimpuls E „Papa, ich versteh das nicht…!“ Mit hängenden Schultern kam Paul ins Wohnzimmer. Er setzte sich neben seinen Vater und schaute ihn traurig an. „Papa, ich versteh das nicht…!“ Sofort schaltete Pauls Vater den Fernseher aus. „Was verstehst du nicht, Paul?“ „Na, wieso so viele fremde Menschen in unser Land kommen. Die können noch nicht einmal unsere Sprache sprechen!“ „Bist du denn diesen fremden Menschen schon begegnet, Paul?“ „Nein, aber Karl erzählt in den Pausen davon. Das ganz viele Fremde kommen aus Syrien und Afrika. Und dass sie Wohnungen bekommen, ganz umsonst. Und ganz viel Geld ohne zu arbeiten!“ Die Stirn von Pauls Vater legte sich in tiefe Falten. „Ja, und dass sie Mädchen und Frauen schlagen und in unsere Häuser einbrechen und alles stehlen... Aber warum kommen die den zu uns und bleiben nicht in ihrem Land wohnen. Papa, ich versteh das nicht…!“ Pauls Vater schwieg einen Moment. Dann fragte er: „Hast du denn eine Idee, warum Menschen aus Syrien und dem Irak zu uns kommen?“ „Sina sagte, da ist Krieg und die Häuser werden zerbombt.“ „Und Jonas meinte, in den Geschäften dort gibt es nicht mehr genug zu kaufen.“ „Die beiden haben Recht. Darum flüchten auch viele Menschen von dort weg und suchen Zuflucht in einem Land ohne Krieg und mit genug Lebensmitteln.“ Nun schwieg Paul einen Augenblick. „Wenn ich dort wohne wo Krieg ist, dann würde ich auch fliehen.“ „Auch dorthin, wo man deine Sprache nicht versteht?“ „Das wäre mir ganz egal. Ich kann ja die Sprache lernen, die die Menschen dort sprechen.“ „Aber hättest du denn gar keine Angst vor den fremden Menschen in dem Zufluchtsland?“ Paul überlegte. „Eigentlich nicht. Das sind doch auch Menschen, die Kinder haben und die wollen, dass es allen gut geht. Ich würde ihnen ein Zimmer in unserem Haus geben. Aber…“ „Aber, was?, Paul!“ „Ich würde oft an zuhause denken. An meine Freunde. An unseren Garten und meinen Kletterbaum und das Meer mit dem weichen Sand und die duftenden Früchte auf dem Markt… Ich würde ganz viel Heimweh haben und viel weinen. Natürlich, wenn es die anderen nicht merken.“ Paul und sein Vater sprachen lange miteinander. Immer neue Fragen vielen Paul ein. „Es macht Spaß, mit dir, Papa zu reden. Mir werden viele Dinge viel klarer!“ „Du, Paul, mir geht das genauso. Deine Fragen bringen mich zum tiefen Nachdenken. Und auch mir wird manches viel deutlicher.“ Plötzlich schaute Paul auf die große Wohnzimmeruhr. „Ich muss noch Hausaufgaben machen. Danke, Papa, du verstehst mich spielend…!“ Theologische Gespräche führen L Wie ein spannendes Spiel, so verlief das gemeinsame Fragen und Antwortsuchen von Paul und seinem Vater. Sie nahmen sich Zeit füreinander. Hörten aufeinander und fragten zurück. Und beide hatten das Gefühl: Wir verstehen uns gut. Auch wenn noch lange nicht alles bis zum Ende beantwortet war. Auch Jesus wurden viele Fragen gestellt. Oft antwortete er gar nicht sofort, sondern erzählte eine Geschichte. Aber diese Geschichte warf neue Fragen auf und unterschiedliche Antworten. Die Menschen kamen ins Gespräch miteinander. Das starre Schema: Frage-Antwort: Jesus durchbrach es. Und manchmal, so stelle ich es mir vor, sprachen die Menschen noch neugierig miteinander, als Jesus schon längst nicht mehr da war. Ich lade euch ein, miteinander ins Gespräch zu kommen über einer Antwort, die Jesus gegeben hat. Klangimpuls E Benjamin kam in die Holzwerkstatt gelaufen. „Papa, das versteh ich nicht…!“ Benjamins Vater legte die Säge aus der Hand. „Komm, setz dich mit mir auf die Holzbank dort. Und erzähl..!“ „Du, Papa, ich war mit den anderen heute Morgen auf dem kleinen Berg vor dem Dorf. Jesus und seine Freundinnen und Freunde waren auch dort. Und noch viele andere. „Die mussten sicher nicht arbeiten, so wie ich!“ „Und dann erzählte Jesus aus den alten Schriften. Den Anfang kannte ich schon: Gottes Gebot: Liebt eure Feinde… damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. (3. Mose 19,17.33.34) Aber dann: Denn Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerecht und Ungerechte.“ „Papa, das verstehe ich nicht…!“ L Und nun sucht gemeinsam nach Antwortmöglichkeiten. Zu zweit, zu dritt. Ihr Väter mit euren Kindern. Nehmt euch Zeit. Murmelgespräche 5-7 Minuten Wichtig: Keine Ergebnisvorstellung, keine Zusammenfassung, keine Predigt Die Erfahrung des gemeinsamen Gesprächs, auch wenn es fragmentarisch bleibt, ist eine wesentliche und wichtige Erfahrung in diesem Gottesdienst. Lied: Don´t be afraid. My love is stronger. (LH 278) Für andere beten Diakonisches Fürbittengebet L Unsere Hilfe steht bei dir, himmlischer Vater. Du lässt deine Sonne aufgehen über Böse und Gute. Und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Zu dir bringen wir unsere Bitten: M Kurzbericht über eine aktuelle Notsituation. G Liedruf: Christus, hör uns an, erbarme dich (LH 211) M Kurzbericht über eine aktuelle Notsituation. G Liedruf: Christus, hör uns an, erbarme dich (LH 211) M Kurzbericht über eine aktuelle Notsituation. G Liedruf: Christus, hör uns an, erbarme dich (LH 211) L/G Vaterunser M Abkündigungen und Kollektenansage Einladung zum gemeinsamen Essen und Feiern im Anschluss an den Gottesdienst. Gesegnet weitergehen Sendung Segen Polonaise zum Friedenslied am Kollektenkorb vorbei Lied: Geh mit mir, damit es wahr wird (LH 273) Miteinander essen und weiterfeiern Dirk Schliephake, Beauftragter der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers für den Kindergottesdienst, Leiter des Arbeitsbereichs Kindergottesdienst im Michaeliskloster Hildesheim, Ev. Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik
Im kirchlichen Kontext bietet sich an, zur Vater-Kind- Aktion auch einen Gottesdienst zum Thema durchzuführen. Vielleicht auch, indem die Feier unter freiem Frühlingshimmel stattfindet und mit einem Fest mit Essen und Spielen verbunden wird. Bei Väter-Kinder-Aktionen und Freizeiten zeigen sich teilnehmende Väter auch besonders interessiert an einem abschließenden gemeinsamen Gottesdienst. Solch eine Feier kann insbesondere von einer Gruppe von interessierten Vätern vorbereitet werden, mit Begleitung aus einer Trägergemeinde auch in einer Kindertageseinrichtung. Wichtig sind der gemeinsame Spaß und eine aktive Beteiligung der Väter mit ihren Kindern. So könnte zum Beispiel eine Luftballon- Aktion eingebaut werden: Kärtchen mit (schwierigen) Fragen, die Kinder und auch Väter geschrieben oder gemalt haben, könnten dem Himmel übersandt werden etc.