Praxishandbuch
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Väter in Kitas
Vater-Kind-Projekt: “Papa-Zeit für mich”
Bei der hier vorgestellten Väter-Aktion mit Kindertagesstätten geht es um den
Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Über die Fremdsicht der Kinder, die ihre Väter im Beruf und daheim malen sollen,
werden die Väter mit ihrer Situation spielerisch konfrontiert. Ziel der Aktion ist es,
gemeinsam mit den Vätern, die Spielräume auszuloten, die der Alltag der Familie
den Männern für eine Intensivierung der Beziehung zu ihren Kindern lässt.
Gleichzeitig dient das Projekt der Kontaktaufnahme mit der Kindertagesstätte, aus
der unter Umständen weitere Kooperationen in der Vater-Kind-Arbeit entstehen
können. Auf der anderen Seite wird die Aktion helfen, den Blick auf die Männer in
der Primarerziehung in die Konzeption von Kindertagesstätten einzutragen. Ein
Effekt, der sich ebenfalls durch die auch mögliche Kooperation mit einer
Familienbildungsstätte erzielen ließe. Auch hier spielen die Väter noch immer eine
marginale Rolle.
Es sind jedoch gerade diese Bereiche der praktischen Familienarbeit, die sich,
wenn sie die Integration der Männer und somit die Entlastung der Frauen wollen,
für eine Trendwende in der Familienpolitik einsetzen sollten. Beispiele von
sogenannten Audit-Programmen von Betrieben im Verbund mit
Familienbildungsstätten, die nach konkreten betrieblichen Lösungen für die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf suchen, machen deutlich, dass es der
konzertierten Aktion von Männer-, Frauen- und Familienarbeit bedarf, um wirkliche
Veränderungen in der Geschlechterpolitik zu bewegen.
Aktion "Papa-Zeit für mich"
Dieses Projekt sollte mit einer Kindertagestätte oder einer Familienbildungsstätte
gemeinsam durchgeführt werden. Hierzu ist eine Vertrauensebene notwendig, die
am besten durch intensive Beziehungspflege und vorbereitende Planung
gewonnen werden kann. Daher ist es wichtig, rechtzeitig den Kontakt zu den in der
Regel weiblichen Kolleginnen zu suchen. Es wird helfen, darauf hinzuweisen, dass
nicht zusätzliche Anforderungen auf sie zukommen, sondern dass aus der
Integration von Männern in den Erziehungsbereich erfahrungsgemäß Chancen
erwachsen können. Zu Grunde gelegt werden muss das jeweilige soziale Umfeld
der Einrichtung und die entsprechende berufliche Schichtung der Väter.
Am Anfang des Projektes stehen die Kinder. Sie führen in ihren Gruppen mit den
Erzieherinnen oder Pädagoginnen kleinere Gespräche über die Themen: Beruf,
Arbeit und Freizeit. Dabei sollte durchaus erfahrungsbezogen vorgegangen
werden, ohne jedoch die Familiensituation "auszuhorchen". Anschließend werden
die Kinder gebeten, Bilder zu malen:
•
Mein Papa an der Arbeit
•
Mein Papa zu Hause
Die Kinder sollten ruhig wissen, dass aus ihren kleinen Kunstwerken eine
Ausstellung entstehen wird.
Anschließend werden die Bilder an exponierter Stelle der Einrichtung über einen
längeren Zeitraum präsentiert.
Dieser Teil der Aktion kann durchaus öffentlichen Charakter erhalten durch die
Einbeziehung der Presse, des Trägers der Einrichtung und die Elternschaft.
Ein zweiter Teil der Aktion sollte die Arbeit mit den Vätern sein, die dann mehr
intern bleibt.
Die Väter erhalten eine Einladung zu einer von den Erzieherinnen gestalteten
Führung durch die Ausstellung mit einer anschließenden (z. B. durch einen
Kollegen aus der Männerarbeit, Familien- oder Erwachsenenbildung) moderierten
geschlechtshomogenen Gesprächsrunde:
•
"Was hat Sie an den Bildern am meisten beeindruckt?"
•
"Stimmt die Wahrnehmung der Kinder mit Ihrer persönlichen Wahrnehmung
des Spannungsfeldes zwischen Familie und Beruf überein?"
•
"Verändert das Wissen um die Wahrnehmung der Kinder möglicherweise
etwas an Ihrer familiären Lebenssituation?"
Die weitere Entwicklung des Projektes hängt nun vom Ausgang der
Gesprächsrunde ab. Es bieten sich unterschiedliche Optionen an:
•
Die Väter signalisieren den Wunsch nach weiteren Gesprächen.
Es gründet sich eine kontinuierliche Väter-Runde. Bei Bedarf sollte der Moderator
seine Bereitschaft zur Begleitung dieser Runde anbieten.
•
Die Väter möchten die Diskussion fortführen.
Es wird ein zweites Treffen vereinbart. In der Zwischenzeit sprechen die Väter mit
den Kindern über das persönliche Zeitmaß, das einerseits für den Beruf
andererseits für die Familie gebraucht wird. Das nächste Treffen dient dem
Austausch der dabei gemachten Erfahrungen. Es sollte zudem die
Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf problematisieren.
Zum Abschluss des Projektes wird ein Vater-Kind-Fest für die gesamte Einrichtung
geplant. Höhepunkt dieses Festes könnte eine gemeinsame Aktion sein, während
der Väter und Kinder Postkarten mit persönlichen Wünschen an das
Familienministerium schreiben. Schön wäre es, wenn diese Postkarten mit den
Bildern aus der Ausstellung bedruckt wären. Als Alternative könnten auch die
Bilder selbst auf der Rückseite mit den Wünschen beschriftet und versandt
werden.
•
Die Veranstaltung bleibt eine punktuelle Aktion.
Der Kontakt zu den Vätern sollte gepflegt werden und die mit der Einrichtung
begonnene Kooperation könnte durch regelmäßige Väter-Angebote fortgeführt
werden.
Ein weiterer Gewinn könnte darin bestehen, das Projekt zu dokumentieren und es
anderen Einrichtungen als Arbeitshilfe oder Impuls zur Verfügung zu stellen.